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Geschrieben von easyrider am 15.05.2018 um 11:31:

 

Mit Steinen zu werfen, war schon immer gefährlich.

"Global ist Biathlon kein Renner, in einigen Wintersportländern aber ist es der beliebteste Publikumssport: in Russland, Norwegen, Deutschland. Nirgendwo sind Erfolgs-Chronik und öffentlicher Stellenwert größer. Da fragt sich doch, wie in einer Ära prallen Russland-Dopings Deutsche und Norweger allzeit sauber mitzuhalten vermochten? Klingt unpopulär, die Frage drängt sich aber leider auf.

Erstens offenbart sie, wie monströs der Verrat an jedem sauberen Sportler ist, wenn Funktionäre Doping vertuschen. Zweitens zählt gerade das von norwegisch-deutscher Hand geführte Biathlon zu den größten Sorgenkindern der Betrugsfahnder. Die beklagen seit jeher, wie dreist sich IBU und manche Verbände unabhängigen Kontrollen entzögen. Biathlon: das sei ein geschlossenes System.


In so einem System dürfte mehr im Argen liegen. Jetzt muss alles auf den Tisch, auch in der deutschen Biathlon-Nation. Der Sport muss schlüssig darlegen, wie er sich bewegt hat in so einem System. Offenkundig ist, dass die Tests von IBU und Co. nur Humbug waren - auch die korrekten. Die wären ja nicht zu unterscheiden von den falschen in einem Sport, der Dutzende Fälle unter den Tisch kehrte.

Biathlon, der Deutschen liebster Wintersport, muss die Reset-Taste drücken. Es braucht ein neues Programm, Arbeitstitel: Glaubwürdigkeit. Das beginnt mit effektiven Dopingtests, die endlich von unabhängigen Stellen gesteuert werden."

http://www.sueddeutsche.de/sport/doping-im-biathlon-es-wird-zeit-fuer-die-unpopulaeren-fragen-1.3943692



Geschrieben von Pitstop am 15.05.2018 um 18:09:

 

Zitat:
Original von easyrider
Mit Steinen zu werfen, war schon immer gefährlich.

"Global ist Biathlon kein Renner, in einigen Wintersportländern aber ist es der beliebteste Publikumssport: in Russland, Norwegen, Deutschland. Nirgendwo sind Erfolgs-Chronik und öffentlicher Stellenwert größer. Da fragt sich doch, wie in einer Ära prallen Russland-Dopings Deutsche und Norweger allzeit sauber mitzuhalten vermochten? Klingt unpopulär, die Frage drängt sich aber leider auf.

Erstens offenbart sie, wie monströs der Verrat an jedem sauberen Sportler ist, wenn Funktionäre Doping vertuschen. Zweitens zählt gerade das von norwegisch-deutscher Hand geführte Biathlon zu den größten Sorgenkindern der Betrugsfahnder. Die beklagen seit jeher, wie dreist sich IBU und manche Verbände unabhängigen Kontrollen entzögen. Biathlon: das sei ein geschlossenes System.


In so einem System dürfte mehr im Argen liegen. Jetzt muss alles auf den Tisch, auch in der deutschen Biathlon-Nation. Der Sport muss schlüssig darlegen, wie er sich bewegt hat in so einem System. Offenkundig ist, dass die Tests von IBU und Co. nur Humbug waren - auch die korrekten. Die wären ja nicht zu unterscheiden von den falschen in einem Sport, der Dutzende Fälle unter den Tisch kehrte.

Biathlon, der Deutschen liebster Wintersport, muss die Reset-Taste drücken. Es braucht ein neues Programm, Arbeitstitel: Glaubwürdigkeit. Das beginnt mit effektiven Dopingtests, die endlich von unabhängigen Stellen gesteuert werden."

http://www.sueddeutsche.de/sport/doping-im-biathlon-es-wird-zeit-fuer-die-unpopulaeren-fragen-1.3943692

Da muss sich aber nicht (nur) das Biathlon erneuern. Es hat bereits (auf Druck der Athleten) zur vergangenen Saison härtere Sanktionen, nach Vorbild der M.P.C.C. ins Regelwerk aufgenommen. Hat sonst kein anderer Fachverband.
Wieweit Besseberg in die Mauscheleien verstrickt ist überlasse ich den Ermittlern der zuständigen Staatsanwaltschaften. Frau Resch wird sich allerdings warm anziehen müssen, zu Recht.

Richtig!!! Die Dopingkontrollen müssen komplett in neutrale und "unabhängige" Hände, weg von den nationalen und internationalen Fachverbänden, alles unter einem Dach, meinet wegen auch WADA. Allerdings muss sich die WADA auch erst mal neu erfinden, neutral, politisch unabhängig vom IOC, finanziell unabhängig von Großsponsoren und nationalen Haushaltsbudgets. Da aber muss sich in erster Linie das IOC bewegen und für ein wirklich unabhängige Organisation grünes Licht geben. Nur, ob Schummeleien à la Resch (und garantiert auch in anderen Fachverbänden) sich damit verhindern lassen ... think3

Eine neutrale Finanzierung der WADA (oder wie auch immer man das dann nennt) wäre problemlos möglich. Der Spitzensport wird inzwischen weitgehend durch Fernsehübertragungen und vor allem Werbung finanziert. Alle olympischen Sportarten zusammengenommen reden wir von zig Milliarden Dollar, Euronen oder Fränkli (ganz wie man's haben will). 0,5% davon an neutrale ADAs abgezweigt und dem Antidopingkampf würden sich effektive Instrumentarien eröffnen, von denen wir bislang nur träumen.



Geschrieben von Forclaz am 16.05.2018 um 21:59:

 

Eigentlich ist das Verhalten der Russen eine Auszeichnung für die überaus erfolgreiche Arbeit Seppelts. So darf er das ruhig sehen. Ob er nun dabei ist oder nicht ist nicht von Belang.



Geschrieben von Pitstop am 16.05.2018 um 22:55:

 

Zitat:
Original von Forclaz
Eigentlich ist das Verhalten der Russen eine Auszeichnung für die überaus erfolgreiche Arbeit Seppelts. So darf er das ruhig sehen. Ob er nun dabei ist oder nicht ist nicht von Belang.

top 2
give me five



Geschrieben von Forclaz am 26.05.2018 um 14:46:

 

Der russische Abgeordnete Dmitri Swischtschow erhob im Interview mit einer russischen Nachrichtenagentur jedoch den Vorwurf, Seppelt wolle seinen Aufenthalt während der WM für weitere "Verleumdung" nutzen. "Was will ein Mensch, der mit Dreck wirft, mit unbestätigten Fakten arbeitet und in Russland nur das Negative sucht?", so Swischtschow.

think1 think2


Russland gibt „inakzeptable Manipulationen des Anti-Doping-Systems“ zu

https://www.sportschau.de/doping/russland-brief-gestaendnis-systematisches-doping-100.html


Escht Wahr?



Geschrieben von Pitstop am 27.05.2018 um 18:09:

 

Mei, der gute Herr Swischtschow hat halt Angst, dass Hajo noch weitere Leichen im Keller entdeckt. erschreck

Doch mal ehrlich, bei der inzwischen erdrückenden Indizienlage, macht weiteres Leugnen kaum noch Sinn. Die WADA hat inzwischen auch noch eine Kopie der Moskauer (Doping-)Datenbank, ist nur eine Frage der Zeit bis die vollständig ausgewertet ist.

Beim Biathlon jedenfalls bleibt Russland für die nächsten 2 bis 4 Jahre höchst wahrscheinlich erst mal nur noch die Rolle des Zuschauers. ja5



Geschrieben von Pitstop am 28.05.2018 um 08:44:

 

Zitat:
Erik Lesser, gestern auf Facebook ...

Ein schwarzer Tag für den sauberen Sport. Chris Froome, positiv getestet und dennoch startberechtigt und gewinnt den Giro d'Italia 2018. Unfassbar!
Unsereins wäre seine Stelle bei der Bundeswehr, Zoll und Bundespolizei los und müsste Sponsorengelder zurück zahlen. Das wäre der persönliche Ruin.
Definitiv ist spätestens jetzt die World Anti-Doping Agency und UCI gefragt, wie man solche Auswüchse der Überdosierung von Asthmamitteln entgegen wirkt.

top3



Geschrieben von lorenz am 28.05.2018 um 09:36:

 

UCI macht weiter so wie in der Zeiten mit Hein Verbruggen und Lance Armstrong. Ich bin für die Unschuldsvermutung, aber niemand kann mich überzeugen, dass so eine Affäre über Monaten hinziehen muss und nicht klären kann. Beschämend. traurig böse



Geschrieben von lorenz am 03.06.2018 um 16:24:

 

Eine Information die macht mich wütend und enttäuscht:

"Präsident David Lappartient (45) vom Internationalen Radsport-Verband UCI rechnet in der Doping-Affäre um Top-Fahrer Chris Froome nicht mit einer Entscheidung vor dem Beginn der Tour de France (7. bis 29. Juli). "Mein Wunsch war immer, dass es ein Urteil vor dem Giro gibt", sagte Lappartient am Samstag der Zeitung Le Parisien: "Jetzt hätte ich gerne, dass dieser Fall vor der Tour geklärt ist. Aber man muss realistisch sein: Ich glaube nicht, dass das passieren wird."

"Das ist keine Laxheit der UCI", sagte Lappartient weiter: "Wenn man aber 1500 Seiten eines wissenschaftlichen Berichts hat, muss man diesen analysieren sowie das Verfahren und Chris Froomes Rechte genauso wie die unseren respektieren."

(s. Freie Presse von 3.6.2018).

Meine Meinung: Diese Erklärung lehne ich einfach ab. Wo sind die Leute, bei Alphabetisierung, dass sie nicht in der Lage sind in einer so lange Zeit die vorhandene Dokumentation zu lesen? Sie wollen die Geschichte einfach unter dem Teppich kehren, um das Gesicht des Radsports zu retten.

Danke Herr Lappartient, Sie sind genau der richtige für diesen Job.



Geschrieben von Pitstop am 11.07.2018 um 08:16:

 

wink3


Eieiei ...

Aus Tour de France 2018:
Zitat:
Original von tom94
Zitat:
Original von lorenz
Zitat:
Original von tom94
Zitat:
Original von lorenz
Ich wünsche Dir tom94 viel Spaß bei dieser Auflage der TdF, die von UCI und ASO noch vor dem Start verfälscht wurde. Ich bin nicht dabei. traurig


Grüezi
was meinst du mit "verfälschst"?


Es könnte ein Froome der Gewinner werden, also ein gedopter Sportler und damit ist der Ausgang des Rennens vor dem Start bereits verfälscht. Aber ist mir mittlerweile egal, ich schaue sowieso nicht zu.

Wer viel investiert, man sagt Froome hat die Geschichte Millionen gekostet, kann am Ende recht haben. Ich würde gerne wissen wie viel hat er UCI gespendet?


Ne, da hat es wirklich keinen Sinn mehr irgendwelche Gedanken auszutauschen. Ihr seid ja offensichtlich in einer vollig absurden Gedankenwelt verhaftet. Der Radsport tut euch nicht gut und anders rum ist es ebenso. Leider konnte ich Euch nicht helfen, vlt. mal eine andere Perspektive wahrzunehmen und zu verstehen. Man muss ja nich einverstanden sein, abe so? Einfach nur traurig.
unglücklich

Lorenz,
die UCI hatte doch gar keine Möglichkeit Froome zu sperren. Der Freispruch geht schon in Ordnung. Ärgerlich ist nur dass sich der Fall ewig hingezogen und unnötig Unmut aufkommen lassen hat. Der UCI kann man dabei allerdings keinen Vorwurf machen. Die Sachlage war von Anfang an nicht eindeutig, man wollte nicht den Fehler machen eine Sanktion aussprechen die vom Regelwerk nicht 100% gedeckt ist und sich im Nachhinein als teurer Bumerang erweisen kann. Das wäre mit Sicherheit so gekommen. Eine Sperre wäre vom CAS nullkommanix abgeschmettert worden, es ging schließlich nicht um ein Kortison haltiges Asthmapräparat wo die Regeln eindeutig sind. Im Grunde ist hier die WADA gefordert, die Regelung mit Salbutamol rasch zu überarbeiten, dass sie klar und unmissverständlich ist.

Der Gebrauch von Salbutamol ist laut WADA-Regel kein Dopingvergehen im eigentlichen Sinne. Die Einnahme von Salbutamol ist durchaus erlaubt, dafür braucht es nicht mal eine Ausnahmegenehmigung (TUE). Die im Regelwerk angegebene Dosierung - "Salbutamol darf bis zu einer maximalen Dosis von 1600 µg pro 24 Stunden (je nach Präparat bis zu 8 Hübe bzw. bis zu 16 Hübe am Tag) inhaliert werden. Alle 12 Stunden dürfen maximal 800 µg Salbutamol (je nach Präparat bis zu 4 Hübe bzw. bis zu 8 Hübe am Tag) inhaliert werden." - ist allerdings nicht eindeutig (ich würde das schwammig nennen), da sich die erlaubte Dosierung in der Blutkonzentration von Mensch zu Mensch unterschiedlich auswirkt. M.E. sollte auch der Wirkstoff Salbutamol grundsätzlich nur per TUE verwendet werden dürfen. Ein gesunder Athlet bracht das Zeug nicht und hat nach bisherigen medizinischen Erkenntnissen auch keinen Nutzen davon. Die Nebenwirkungen sind jedoch nicht ohne.
Und dass bei den Olympischen Spielen gleich ein komplettes Olympia-Team mit Asthma-Präparaten (wirklich nur Salbutamol?) ausgerüstet wurde finde ich weit skandalöser wie die Froomesche Überdosierung. Sowas darf es in Zukunft auf keinen Fall mehr geben.

Nebenbei ist medizinisch gar nicht erwiesen, dass Salbutamol leistungssteigernd ist. Bei gesunden Sportlern konnte bislang jedenfalls keine eindeutige Leistungssteigerung festgestellt werden ... im Gegenteil. Der Wirkstoff Salbutamol hat zwar eine ähnliche Wirkung wie ein Anabolikum, ist aber keines. Das Zusammenspiel mit Wachstumshormonen für den Muskelaufbau funktioniert hier offensichtlich nicht. Salbutamol kann dagegen Nebenwirkungen von Herzrasen über Herzrhythmusstörungen bis zum Herzversagen verursachen, Faktoren die man wohl kaum als Leistungsfördernd bezeichnen kann. Herzrasen ist ermüdend, Herzrhythmusstörungen sind auch nicht erfrischend, bei Herzversagen geht im Allgemeinen sowieso nichts mehr. Weitere Nebenwirkungen wie Leberschädigung sind da fast schon nebensächlich.

Bei der ganzen Diskussion sollte auch nicht übersehen werden, dass Asthma im Leistungssport generell ein immer größer werdendes Problem darstellt. Das betrifft weniger das Allergene Asthma mit dem Fromme zu kämpfen hat (und zumindest in Mitteleuropa eher rückläufig ist), sondern das Phänomen dass Leistungssport immer häufiger selbst Auslöser für Nichtallergene Asthmaerkrankungen ist. Die Luft (die ja auch von Sportlern eingeatmet wird) ist immer stärker mit Schadstoffen belastet. Ausdauersportler trifft das verstärkt, da sie ein weit höheres Atemvolumen besitzen und dementsprechend stärker durch Schadstoffe belastet sind, was eine erhöhte Reizung und häufigere bis chronische Entzündung der Atemwege (Belastungsasthma) zur Folge hat. Hinzu kommt, dass neben der allgemeinen Luftverschmutzung Schadstoffe auf unterschiedliche Weise auch durch den Sport selbst produziert werden ... gerade aktuell bei der Tour. Es braucht nicht viel Fantasie sich vorzustellen wie viel (durch den Tross selbst produzierte) Abgase und Feinstaub jeder Athlet während einer Etappe inhaliert. Gesund ist das auf Dauer ganz sicher nicht. Auch im Winter, auf den Loipen sieht das nur unwesentlich besser aus. Dort haben es die Athleten zwar weniger mit Abgasen zu tun, aber die Belastung durch Feinstaub, Aerosole und diverse giftige Substanzen (u.A. Skiwachs) die in den Schneekristallen gebunden sind und eingeatmet werden, ist extrem hoch. Daher sollte seitens des Sports auch hier dringendst nach Lösungen gesucht und die Luft-Schadstoffbelastung minimiert werden. Sonst wird die Problematik "Asthma im Leistungssport" nie in den Griff zu bekommen sein.

Ãœbrigens muss ich tom94 recht geben, es wird "allgemein" kaum noch sachlich argumentiert, nicht nur beim Fall Froome, nicht nur im Sport, nicht nur in diesem Forum. Schon erschreckend. erschreck



Geschrieben von lorenz am 01.08.2018 um 14:50:

 

Es ist nicht merkwürdig, dass so viele Asthmatiker unter der Radfahrer gibt? Das ist mittlerweile eine Schutzweste um Dopingmittel zu missbrauchen, mehr dazu ist nicht zu sagen. Ein Asthmakranker hat Schwierigkeiten auf 2. Stock zu kommen und nicht 200 km mit 5 000 Höhenmeter zu bewältigen. Doping ist Doping und basta. Übrigens, die Reaktion von Zuschauer Froome gegenüber war richtig, und er hat der TdF mit seiner Anwesenheit geschadet. Ich kann nicht vergessen, was David Lappartient gesagt hat etwa, wir können ihn nicht einfach suspendieren, wenn er so viel Geld in seine Verteidigung investiert hat usw. Wir werden noch erfahren in welche Richtung und auf welchen Konten die Millionen geflossen sind. Froome hat die doppelte Menge von Salbutamol benutzt, für ähnliche Vergehen andere Fahrer sind hart bestraft und suspendiert worden. Sicher im Radsport ist nicht anders, Geld regiert die Welt. Ich freue mich sehr, dass Froome nicht gewonnen hat, schade, dass er überhaupt auf das Podium war.Ich dachte, Peter, dass gerade du, im Forum Radsport-gegen-Doping, etwas mehr Unnachgiebigkeit zeigst, aber egal jede hat seine Meinung geäußert und ich bleibe bei meinem. Deswegen wird es sicher kein Streit geben, bald dürfen uns wieder auf D-Tour freuen!



Geschrieben von Pitstop am 01.08.2018 um 23:15:

 

Asthmatiker gibt es nicht nur vermehrt im Radsport, sondern im gesamten Leistungssport. Froome leidet an allergischem Asthma (also angeboren). Von seiner Sorte Asthmatiker gibt es im Leistungssport nicht mehr wie bei der restlichen Weltbevölkerung auch (um 8%). Alle anderen Sportler die unter Asthma leiden gehören in die Kategorie Leistungsasthmatiker, zu denen Froome eben nicht zählt. Ursachen für Leistungsasthma habe ich weiter oben bereits aufgeführt und sollten nicht verharmlost werden.

Ein Asthmatiker der sportlich einigermaßen trainiert ist hat indes keine Probleme zu Fuß in den 2. Stock zu gelangen, selbst wenn er sein Asthma nicht behandeln lässt, es geht sich nur nicht so schnell. Leistungssport kann man so allerdings nicht betreiben. Ich bin (wie Du sicherlich weißt) selbst Allergiker, in erster Linie Heuschnupfen, teilweise aber auch asthmatisch, ähnlich wie Froome. Die Berge komme ich trotzdem rauf, je höher umso besser. Zum Glück ist mein Asthma nicht so ausgeprägt, dass ich bei körperlicher Anstrengung permanent Probleme bekomme (kommt auf die Schadstoffbelastung der Umgebungsluft an). Dennoch muss ich für den Notfall immer mein Pusteröhrchen bei mir tragen. So ein Asthmaanfall ist alles andere als angenehm und wenn man dann nicht sprühen kann ... ciao, arrividerci.
Ich verwende seit meiner Kindheit den Wirkstoff Formoterol. Die Wirkungsweise ist mit der von Salbutamol weitgehend identisch, wirkt aber schneller und ist somit für den Notfall besser geeignet. Man muss es nicht vorbeugend nehmen, die unangenehmen Nebenwirkungen bleiben einem erspart. Formoterol ist genauso wie Salbutamol im Leistungssport ohne TUE erlaubt. Im WADA-Reglement gibt es für Formoterol nicht mal einen Dosierungsgrenzwert, obwohl Wirkung und Nebenwirkungen mit denen von Salbutamol identisch sind (so viel zur Logik des WADA-Reglements).

Ja Georg, Doping ist Doping. Die Einnahme von Salbutamol - und da kannst Du das aktuelle WADA-Regelwerk rauf und runter lesen - zählt aber nicht als Doping. Auch wenn bei Froome die doppelte Konzentration im Blut nachgewiesen wurde, heißt das nicht automatisch, dass er die doppelte Dosierung gepumpt haben muss. Im Schnitt landet mit jedem Pumpstoß sowieso nur ein Bruchteil der Wirkstoffe (man sagt ca. 10%) tatsächlich in der Lunge. Der Rest verbleibt im Mund bzw landet irgendwann im Magen und wird dort durch Verdauungssekrete abgebaut (Der Verdauungstrakt mag das allerdings nicht so gerne). Wie viel des Wirkstoffs tatsächlich in die Lunge und damit ins Blut gelangt, ist auch vom VO² (Lungenvolumen) abhängig und das ist von Sportler zu Sportler bekanntlich unterschiedlich. Schon von daher ist die Dosiergrenze im Regelwerk wenig aussagekräftig, allenfalls als Empfehlung tauglich. Das steht aber auch - dem Präparat angepasst - in der Verpackungsbeilage. Einen Vorteil hatte Froome durch die doppelte Blutkonzentration jedenfalls nicht. Salbutamol, Formoterol und weitere ähnliche Wirkstoffe haben auf die Atemwege lediglich eine antispasmatische Wirkung, vereinfacht gesagt: die durch Reizung verursachte spasmatische Atemfuntion (Atemlähmung) wird gelöst, die Atemwege entkrampfen und arbeiten wieder normal. Darüber hinaus haben die Substanzen keine weitere Wirkung auf die Atemfunktion. Bei einer normal arbeitenden Lunge erhöhen sie weder das Atemvolumen noch die Sauerstoffaufnahme. Dazu kommen lediglich die genannten Nebenwirkungen, bei denen wir nicht von leistungssteigernd reden können.

Mir ist des Weiteren kein Fall bekannt, dass ein Sportler ausschließlich wegen der Einnahme von Salbutamol gesperrt wurde. Wenn, dann wegen der Verwendung von Präparaten die neben Salbutamol weitere Wirkstoffe (z.B. Kortison) enthalten, die eindeutig auf der Verbotsliste stehen. Von solchen Präparaten gibt es ettliche. Diese Sachlage ist bei Froome jedoch nicht gegeben. Bei der Verwendung von Salbutamol alleine ist gemäß WADA-Regel jedenfalls keine Sanktion vorgesehen, auch nicht bei Überdosierung. Aus medizinischer Sicht ist das soweit auch ok. Was mir jedoch gegen den Strich geht ist, dass Leistungssportler derartige Wirkstoffe dennoch ohne TUE einnehmen dürfen. Bei den bekannten Nebenwirkungen unverantwortlich.

Georg, ich denke dass ich wie auch meine ursprünglichen Mitstreiter beim Thema Doping genügend Unnachgiebigkeit gezeigt haben. Sonst wäre es kaum möglich, dass zahlreiche unserer damaligen Ideen und Forderungen inzwischen nicht mehr wegzudenkende Instrumente im Kampf gegen Doping sind. Jetzt unterstütze ich die Meinung zahlreicher Athleten: wer bewusst dopt, hat im Sport nichts zu suchen. Raus ... nicht für zwei Jahre, nicht für vier Jahre, sondern für immer. Nicht viel anders halte ich es gegenüber Funktionären und Verbänden, wenn es sein muss auch Nationen. Ok, bei Letzteren kann man ein "für immer" nicht umsetzen, damit würde man auch Nachfolgegenerationen die mit Doping nichts zu tun haben wollen bestrafen. Aber einen kompletten olympischen Zyklus ohne internationale Wettkämpfe und danach nur mit neuen unbefleckten, politisch unabhängigen Leuten in Verantwortungsbereich ... kann ich mir durchaus vorstellen. Vor allem aber kämpfe ich dafür, dass die WADA und ihre NADA-Töchter endlich unabhängig werden, unabhängig vom IOC und den NOKs, unabhängig von Geldgebern die doch eher dem Eigeninteresse folgen. Eine unabhängige finanzielle Ausstattung ist keine Quadratur des Kreises sondern problemlos machbar.

Was ich aber keinesfalls mache ...
... unabhängig davon ob er mir sympathisch ist oder nicht, einen Athleten als Doper zu bezichtigen solange keine handfesten Indizien vorliegen. Wenn sich - wann auch immer - herausstellt, dass die Erfolge durch Betrug eingefahren wurden, kann man gerne den kompletten Strafkatalog anwenden, aber nicht vorher. Das ist genauso unsportlich wie Doping. Diese Haltung haben wir einst gemeinsam in einen Leitsatz festgeschrieben und etlichen vor Jahren (in mehrfachen Sprachen) auf der Eingangs-HP von Radsport-gegen-Doping verewigt. Ich sehe bis heute keinen Grund auch nur einen Millimeter davon abzurücken.



Geschrieben von lorenz am 02.08.2018 um 11:15:

 

Die Handlung von UCI folgt nur ein Ziel: das Image des Radsports nicht zu beschatten, ist mir klar, aber vermutlich mit Rad-Millionären werden es immer Ausnahmen geben. Ich respektiere deine Meinung, allerdings meine bleibt. C'est la vie



Geschrieben von lorenz am 15.11.2018 um 18:17:

 

Radprofi Andre Cardoso ist vom Weltverband UCI für vier Jahre wegen Dopings gesperrt worden. Das Vergehen des 34 Jahre alten Portugiesen, der damit vor dem Karriereende steht, liegt über 16 Monate zurück. Cardoso war vor der Tour de France 2017 positiv auf EPO getestet und von seinem Trek Segafredo-Team aus dem Kader für die TdF gestrichen worden.


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